50 Jahre SC Fortuna Bonn – Teil 30

Die Saison 1998/99

Nach über 10jähriger Zugehörigkeit zur Kreisliga A musste zur Spielzeit 1998/99 die Erste Mannschaft wieder in der Kreisliga B antreten. Im Vorstand war man zwar immer noch tief enttäuscht, man sah gleichzeitig aber auch die Chance für einen kompletten Neuaufbau. Dieser war auch dringend notwendig, da vom alten Kader gerade mal sieben Spieler übrig blieben. Keine besten Voraussetzungen also auch für eine Trainersuche. Eine interne Lösung kam damals nicht in Frage, da man unbedingt ganz frischen Wind in die Fortuna bringen wollte.

Schnell kam dann der Name UWE KÜRTEN ins Spiel, der selber in der vergangenen Saison noch für den Landesligisten SV Buschdorf auf Torejagd ging. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen BODO ULRICH, der immer noch ein großer Förderer der Fortuna war, und dem damals 34jährigen bewirkten dann tatsächlich eine schnelle Einigung.

Uwe Kürten hatte nun die schwierige Aufgabe trotz fehlenden Geldreserven ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen. Da bediente er sich zunächst einmal in der eigenen Jugend. Mit Benjamin Malik, Florian Nusche und Stefan Laßlop, die zusammen in der vorherigen A-Jugendsaison trotz eines 10. Tabellenplatzes für 57 Tore verantwortlich waren, holte er drei verheißungsvolle Talente in den Kader, die auch auf eine Menge Spielzeit kommen sollten. Mit HENNING ARP rückte zudem ein A-Jugendlicher in die Erste Mannschaft, der aufgrund seiner sowohl knallharten wie auch rücksichtslosen Defensivarbeit, sofort einen unangefochtenen Stammplatz erhielt.

U.a. mit FRANK FALDERBAUM, der aus der A-Jugend der DJK BW Friesdorf zurück zur Fortuna kam, KOLJA FISCHER, der nach einer kleinen Pause nach seiner A-Jugendzeit bei der Fortuna zurückkam, oder MIJO BILANOVIC, der seine Ablösesumme sogar selber zahlte, um bei der Fortuna zu spielen und später selber einmal Trainer der Ersten Mannschaft von Fortuna Bonn werden sollte, schaffte es Kürten innerhalb von kürzester Zeit einen 19köpfigen Kader aufzubauen. Dabei musste man festhalten, dass allein 10 Spieler aus der eigenen Jugend stammten. Während der Saison kam dann auch noch MAIK WOLBER, heutiger Trainer der Dritten Mannschaft, vom SC Ließem zurück zur Fortuna, wodurch dann sogar 11 Fortuna-Jugendspieler dem Kader der Ersten Mannschaft angehörten.

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Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren war die Zielsetzung des Vorstands zu Saisonbeginn dann auch erstmal nur ein einstelliger Tabellenplatz. Man wollte sowohl den Trainer als auch die Mannschaft nicht allzu sehr unter Druck setzen. Es sollte allerdings alles anders kommen…

Während die sportlichen Ergebnisse in der Vorbereitungszeit (beim Turnier in Meindorf gab es beispielsweise jeweils ein 1:6 gegen Buschdorf und gegen Geistingen) noch ausbaufähig waren, waren die Ergebnisse auf der zwischenmenschlichen Ebene schon herausragend Es wuchs ein richtig eingeschworener Haufen zusammen, der nicht nur das Trainingslager in Bad Fredeburg in eine Kegelclub-Tour, die der damalige Co-Trainer und Betreuer HEINZ „JUUUUTE“ KÜRTEN deswegen auch wutentbrannt verließ, umwandelte sondern auch die Verfügbarkeit der freien Tische in den Vereinskneipen Markusschänke und Fürstenstuben deutlich einschränkte.

Mit so einem tollen Teamgeist und einem Trainer, der ja eigentlich nicht mehr spielen wollte, dennoch dann aber zu wettbewerbsübergreifenden 35 Spielen und 21 Toren kommen sollte, ging es dann in die Saison. Und es sollte eine Spielzeit werden, die vielen damals Beteiligten heute noch in Erinnerung ist. Zur Winterpause stand die junge Truppe nach 15 Spielen mit 10 Siegen und drei Unentschieden tatsächlich mit ganz oben in der Tabelle. Nur der SV Boluspor Bonn war noch ein wenig besser.

In der Rückrunde kehrte MICHAEL FARIVAR zur Fortuna zurück, der sowohl auf als auch neben dem Platz die Mannschaft noch einmal beflügeln sollte. Es entwickelte sich zwischen der Fortuna und dem SV Boluspor zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Tabellenspitze. Fast wöchentlich wechselte die Tabellenführung. Dennoch ließ die Fortuna dann nach und Boluspor war auf acht Punkte enteilt. Alle hatten den Aufstieg schon abgehakt. Doch Boluspor verlor auf einmal wieder völlig überraschend Punkte und die Fortuna blieb am Ball. Am drittletzten Spieltag zog man so in der Tabelle wieder vorbei und am vorletzten Spieltag standen der Aufstieg und die damit verbundene Rückkehr ins Kreisliga-Oberhaus fest.

Bei der Fortuna und in Kessenich herrschte Ausnahmezustand. Das gesamte letzte Spieltags-Wochenende wurde nur gefeiert. Am Samstagmorgen war die Fortuna vom Dorffrisör ITTERMANN in den Salon bzw. in den Garten eingeladen. Bei reichlich Kaltgetränken wurden fast allen Spielern die Haare weißblond gefärbt. Danach fuhr die Mannschaft geschlossen ins Melbad. Am Abend war man ins Pantheon (damalige Discothek nahe Kessenich, in der die Mannschaft neben dem Trainingsplatz und der Markusschänke die meiste Zeit verbrachte) eingeladen und man feierte bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen wurde man von den Vorstandsmitgliedern, Förderern und Alten Herren mit dem Auto abgeholt. Man musste schließlich in Lengsdorf noch zum letzten Meisterschaftsspiel gegen West Trakien ran. Gegen den Tabellenletzten, der bis dato sieben Punkte geholt hatte, gab es noch einmal eine erstklassige Leistung und man holte ein völlig verdientes 3:3-Unentschieden (Ironie aus).

Nach dem Spiel gingen die Feierlichkeiten weiter. Die gesamte Mannschaft wurde zum Wasserland-Parkplatz gebracht, auf dem schon ein Traktor mit geschmücktem Anhänger auf das Team wartete. Mit lauter Musik, reichlich Getränken und einem nachfahrenden Autokorso ging es dann quer durch Kessenich. Über die Fürstenstuben, in der der damalige Wirt KURT GREIN es sich nicht nehmen ließ, einen Bierkranz nach dem anderen auf den Anhänger zu bringen, ging es zum goldenen Abschluss in die Markusschänke. Dort war die Straße mit feiernden Menschen schon prall gefüllt und Förderer wie beispielsweise der damalige Metzgermeister MANNI HÜLLEN warteten schon sehnsüchtig mit mehreren Sektkisten bewaffnet auf die Mannschaft. Die langen Feierlichkeiten in der Schänke sind schnell erzählt: Die Kneipe musste am nächsten Tag von Grund auf neu renoviert werden. Ein paar Tage später ging es dann mit blond gefärbten Haaren annähernd geschlossen auf Mannschaftstour nach Paguera.

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Paguera 1999

 Fortunas Erste mit blond gefärbten Haaren auf Mannschaftstour 1999 in Paguera.

Von links nach rechts:
Lutz Udally, Jose Molina, Simon Wiebelhaus, Benjamin Malik, Kolja Fischer, Michael Farivar

 

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Fortunas Erste auf Mannschaftstour 1999 in Paguera:

Von links nach rechts:
Roberto Molina, Frank Falderbaum, Simon Wiebelhaus, Kolja Fischer, Michael Farivar, Benjamin Malik, Uwe Kürten

 

Die Zweite und Dritte Mannschaft landeten in dieser Spielzeit jeweils im unteren Tabellenmittelfeld ihrer Ligen.

Durch den neuen Jugendvorstand beruhigte sich die angespannte Lage in der Abteilung deutlich. Auf allen Ebenen konnte wieder vernünftig gearbeitet werden. Man entwickelte Trainings- und Sponsoring-Konzepte und wurde noch erfolgreicher, als man es zuvor schon gewesen war. Selbst die 1988 gegründeten BÄREN, das Trainer- und Betreuerteam der Jugend, vollbrachten unfassbare Leistungen und gewannen das Sommer-Gerümpelturnier.

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Fortunas Jugendtrainer und -betreuer im Jahr 1999:

Hinterste Reihe von links nach rechts:
Markus Wolf, Marc Ehorn, Harald Klos, Axel Przybilla, nicht zu erkennen, Klemens Tschinkel, Horst Erthel

Mittlere Reihe von links nach rechts: Günther Mosblech, Ulrich Masfeld, Ludwig Wolf, Sven Hering, Jens Jahn, Dirk Schillings

Vorderste Reihe von links nach rechts: Teddy Miebach, Bert Gatzweiler, Wolfgang Milka

Es fehlen: Mohamed Sylla, Werner Simon, Wolfgang Hagen, Michael Menz, Manfred Baumgart, Martin Jansen, David von Heyden, Andreas Wirtz, Volkan Grabe, Thorsten Effertz, Heinz Menzel, Gerd Schmitz, Luis Carcamo (heute Spitta), Walter Hunsänger, Peter Mertens, Christian Horlitz, Ranko Baletic

 

1998 trat der TSV KLEINLINDEN in die Fortuna-Geschichte ein. Der Verein aus Gießen nahm zum ersten Mal am Pfingstturnier teil und feierte … äh … spielte sich sofort in die Herzen aller Fortunen. Der Tophit „KLEINLINDEN UND DIE FORTUNA“ sollte die Kessenicher Kneipencharts für mehrere Jahre anführen. Gegenseitige Besuche sollten in den kommenden Jahren folgen. Noch heute erinnern wir uns gerne an tolle Menschen wie beispielsweise MÜCKE, LUTZ oder ANDRE zurück.

 

Das Beitragbild zeigt die Meistersachaft feiernde Erste Mannschaft in Lengsdorf

Von links nach rechts:
Kolja Fischer, Stefan Laßlop, Florian Nusche (bzw. Cornides), Frank Schnorrenberg, Didi Pater, Maik Wolber, Trainer Uwe Kürten, Jürgen Krämer, Henning Arp, Lutz Udally, Peter Stapelfeld, Oliver Simon, Simon Wiebelhaus, Jose Molina, Frank Nieß, Markus Flory, Reinhard Schmidt