50 Jahre SC Fortuna Bonn – Teil 6

Die Saison 1974/75 (in der XXL-Version)

Nach der bisher erfolgreichsten Saison der Fortuna im Vorjahr waren die anfänglichen Prognosen für die Spielzeit 1974/75 von überschwänglich motiviert bis pessimistisch zurückhaltend breit gestreut. Trainer HANSI SCHUMACHER hatte einen guten und größeren Kader zur Verfügung, der keinen Gegner in der neuen Liga zu fürchten brauchte. Auch wenn in der Bezirksliga nun ganz andere Kaliber auf unsere Fortuna zukamen. Weiterhin konnte FRANK WIRTZ als neuer Betreuer für die Erste Mannschaft gewonnen werden. Dieser war zuvor jahrelang Trainer der Zweitvertretung des Bonner SC.

Außer den drei Seniorenmannschaften wurden in diesem Jahr noch fünf Jugendmannschaften gemeldet. Darüber hinaus nahmen zwei AH-Teams am regelmäßigen Spielbetrieb teil. Eine Veränderung gab es auf der Trainerposition bei der Zweiten Mannschaft. Anstelle von WERNER ROLLER leitete nun BODO ULRICH das Training. Die Dritte Mannschaft trainierte weiterhin DIETER MEICHSNER.

Im Kreispokal schied unsere Erste Mannschaft überraschend in der zweiten Runde durch ein 2:4 beim SC Volmershoven-Heidgen aus. Auch das erste Meisterschaftsspiel am 1. September 1974 um 11.00 Uhr in der Gronau verlor man mit 0:1 gegen den SSV Bornheim. Der erste Sieg konnte erst am fünften Spieltag durch einen 2:1-Erfolg beim SV Weiden gefeiert werden. Zur Winterpause belegte die Erste Mannschaft dann allerdings den fünften Tabellenplatz mit 20:12 Punkten. Auch am Ende der Saison konnte man mit dem Erreichten durchaus zufrieden sein. Unsere Fortuna belegte in ihrem ersten Jahr in der Bezirksliga einen hervorragenden 4. Tabellenplatz bei 34:26 Punkten und 55:40 Toren.

Damals üblich, bzw. vom Coach Hansi Schumacher gefördert, traf man sich nach dem Spiel in der Vereinskneipe MARKUSSCHÄNKE. Beim „GRATZE HEIN“ kamen sonntags auch die Volleyballer und Tischtennisspieler – so das, das Gefühl aufkam, eine große Fortuna-Familie zu sein.
Hier ereignete sich damals auch ein merkwürdiger Vorfall: Bei einem der üblichen Sonntagnachmittage traf völlig unerwartet WERNER „SCHUMMEL“ GOERGES ein Schuss in den Rücken. Ein scheinbar verwirrter Nachbar von gegenüber hatte durch die offene Türe mit einem kleinkalibrigen Gewehr in die Gaststätte geschossen. Die herbeigerufene Polizei verhaftete den Mann. Unser Schummel war nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus wieder fit.

Bei unserer Zweiten Mannschaft verlief die Saison allerdings nicht so rund. Es sollte nicht zum Klassenerhalt reichen, so dass man am Ende die zweite Kreisklasse verlassen musste. Unsere Dritte Mannschaft belegte einen souveränen Mittelfeldplatz in der Tabelle.

Bei unseren Jugendmannschaften schwankten die Leistungen stark. Der A-Jugend fehlte nur ein Punkt zur Meisterschaft. Die A2 wurde genauso Vorletzter in der Normalgruppe wie die B1 vorletzter in der Sondergruppe wurde. Die C1 belegte einen dritten Platz in der Sondergruppe und die D-Jugend belegte einen stabilen Mittelfeldplatz.

Zu einem besonderen Ereignis in dieser Saison kam es dann am 19. April 1975. An diesem Tag bezog der SC Fortuna Bonn die neu erbaute SPORTANLAGE WASSERLAND. Auch wenn die fest eingeplante Mehrzweckhalle erst viele Jahre später fertig gestellt werden sollte, etablierte sich diese Sportstätte mit seinem Stadion, Naturrasen-Kleinspielfeld und legendären Aschenplatz als ein echtes Juwel für die Fortuna, um das die Fortuna viele andere Vereine beneideten.

Von der Gronau mit seinem Stadion und den drei angrenzenden Aschenplätzen musste die Fortuna an diesem Tag wehmütig Abschied nehmen. Auch heute gibt es noch viele Erinnerungen und schöne Momente, die mit dieser Sportanlage nicht nur von Fortunen in Verbindung gebracht werden. Beispielsweise als 1967 hier der FC Bayern München antrat und sensationell mit 1:3 gegen den Bonner SC verlor. Bei diesem Bonner Sieg spielte unter anderem übrigens auch ein gewisser Doppeltorschütze namens HORST „BAGGER“ KOEP aus Kessenich mit, der in der Folgezeit viel Fortuna-Geschichte mitschreiben sollte. Seine Erzählungen über die Tunnelaktionen gegen den großen Franz Beckenbauer sind auch heute im Wasserland noch legendär.

1989 wurde das Gronaustadion abgerissen. Dort entstanden der Schürmann-Bau und wenig später dann der Posttower.

 

Das Bild aus den 90ern zeigt eine typische Situation auf dem damaligen Aschenplatz im Wasserland. Sobald es geregnet hatte, kamen die Enten zum Schwimmen. Trotzdem erinnert sich nicht nur der Redakteur dieses Textes, trotz vieler erlittenen Schürfwunden („Reibekuchen“), an tolle Fußballschlachten auf diesem Platz zurück.